Geschichte 1:
Der etwas andere "Spieltag"
“Ist es schon wieder soweit?”, fragte ich gelangweilt meinen Vater. “Ja, die Weltmeisterschaft ist wieder, also wird viel gejubelt und gefeiert”, antwortet dieser. Eigentlich hatte ich gar nichts gegen Fußball, nur kamen mir viele Leute in dieser Zeit immer wie ausgewechselt vor.Solang man dieselbe Mannschaft mochte oder zusammen jubeln konnte, waren Vielen gewisse Dinge egal, die sie vorher gestört hatten. Vor allem kam es mir so vor, als ob sämtliche Helden zu dieser Zeit Urlaub machten, außer die Alltagshelden. Die durften sich letztendlich keine Pause erlauben. Aber was wäre, wenn jetzt gerade ein Überfall passieren würde? “Hilfe, Hilfe, meine Handtasche wurde gerade geklaut!”, ich erschrak bei den Worten, die ich eben noch prophezeit hatte. Was sollte ich nur tun? Die Polizei rufen ? Nein, das würde zu lange dauern. Ich musste selbst etwas unternehmen. Eifrig durchwühlte ich meinen Schrank.
Schnell wurde ich fündig: Eine WM-Ausrüstung, die mir mein Vater zur diesjährigen WM geschenkt hatte. Schnell zog ich mich um, klemmte mir zwei Fußbälle unter den Arm und rannte auf die Straße, wo ich die Herkunft der Schreie vermutete. Mitten auf der Straße saß ein weinendes Mädchen. Schnell blickte ich die Straße entlang und sah am Ende dieser einen Mann mit der Handtasche wegrennen. Schnell legte ich den Ball auf den Boden und schoss. Mist, der Ball hatte nur knapp sein Ziel verfehlt und sauste über den Kopf des Diebes hinweg. Ich hatte also noch einen Versuch.Ich konzentrierte mich nun völlig, zielte und schoss. Der Dieb fiel zu Boden, als er von der Wucht des Balles getroffen wurde. Schnell rannte ich zu ihm, nahm die Handtasche an mich und sagte zu ihm triumphierend “Vielleicht ist dir das eine Lehre.Wenn das Verbrechen nicht zur WM schläft, dann werden es die Helden auch nicht!” Damit wurde mir auch bewusst, wie falsch ich lag. Es gab trotzdem noch Helden, denn in jedem von uns könnte dieser Held stecken, der den Mut erbringt anderen zu helfen. Ich eilte zu dem Mädchen zurück und überreichte ihr die Handtasche. “Hier und passe beim nächsten Mal etwas besser darauf auf”, sie erwiderte dieser Ansage mit einem Nicken. “Danke..”, stotterte sie und drückte mir zum Dank einen Kuss auf meine Wange.
“Willst du nicht vielleicht mit mir und meinem Vater Fußball schauen? Wir grillen heute Abend und Platz für dich und deine Familie ist bei uns auch genug”, schoss es aus mir heraus. In derselben Sekunde fragte ich mich, ob das wirklich ich gewesen war. Doch sie schien das nicht zu stören.“Gerne, mein Name ist übrigens Kathrin”, sagte sie mir lächelnd. Ich musste anfangen zu lachen, ich hatte doch glatt vergessen mich vorzustellen. “Ich heiße Max, komm, ich begleite dich noch ein Stück nach Hause”, Kathrin nickte wieder und so lachten und erzählten wir, bis wir bei ihr angekommen waren. Zwischendurch überkam mich das Gefühl sie hätte ein Funkeln in ihren Augen gehabt, mich angelächelt und den Heimweg mit mir genossen. Sie winkte mir kurz und ich wusste sie würde heute Abend kommen. Mein Tag war gerettet und die WM konnte nun auch für mich so richtig losgehen.